Die Garnelen Haltung – Richtige Pflege des Garnelen Aquarium
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Pflege eines Garnelenaquariums: Tag für Tag und Woche für Woche
Im Unterschied zu einem Naturgewässer, benötigt jedes Aquarium eine regelmäßige Pflege. Der Grund dafür liegt vor allem in seinem vergleichsweise geringen Volumen und einem meist recht hohen Besatz. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihr Garlenenbecken fachgerecht pflegen, damit sich die feinen Wesen bei Ihnen wohl fühlen.
Eine Anmerkung vorab: Es gibt in einem Becken jeden Tag etwas zu tun, aber meist nicht viel. Die etwas zeit- und arbeitsaufwendigeren Arbeiten fallen nur alle zwei-drei Wochen oder sogar seltener an, dürfen aber keineswegs vernachlässigt werden.
Bei der Pflege eines Beckens mit Garnelen sind folgende Tätigkeiten fällig:
- Wasserwerte messen,
- Füttern,
- Pflanzen düngen,
- Algen und Schnecken bekämpfen,
- Mulm und tote Tiere entfernen,
- Wasser wechseln,
- Filter reinigen.
Jeden Tag oder zumindest alle zwei-drei Tage, sind die Tiere zu füttern, Wasserwerte zu messen und die Algen, falls notwendig, zu entfernen. Alle zwei-drei Wochen ist das Wasser zu wechseln und Mulm abzusaugen und noch etwas seltener – der Filter zu reinigen.
Widmen wir uns nun den alltäglichen Dingen!
Tägliche Pflege eines Garnelen-Beckens
Die Tageszeit spielt keine große Rolle, aber viele Aquarianer tun es doch morgens: die Wasserwerte messen. Diese sind für die Beckenbewohner lebenswichtig und bei einer Abweichung vom Optimum möglichst schnell zu korrigieren.
Die Wasserwerte kurz erklärt
Zuvor aber eine sehr kurze Einführung in das komplexe Thema Wasserwerte, bei der wir nur die wichtigsten von diesen Parametern ansprechen. Unter der Gesamthärte (°dH) wird die Konzentration von Magnesium- und Kalziumsalzen im Wasser verstanden. Das Wasser mit der Gesamthärte 0°dH ist sehr weich, mit der Gesamthärte über 20°dH – sehr hart. Die Karbonathärte (gemessen ebenfalls in °dH) ist ein Teil der Gesamthärte und entspricht dem Gehalt von Karbonaten (CO3-Verbindungen) und Hydrogencarbonaten (HCO3) im Wasser.
Der pH-Wert zeigt an, ob es sich um ein saures (Werte zwischen 0 und 7) oder basisches, alkalisches Wasser (Werte zwischen 7 und 14) handelt. Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Nitritgehalt des Wassers. Nitrit (NO2) ist ein Zwischenprodukt im Stickstoffkreislauf. Die Bakterien Nitrosomonas verwerten das von den Tieren ausgeschiedenes Ammoniak zu Nitrit; im weiteren Verlauf wird Nitrit von den Nitrobakter-Bakterien zu Nitrat (NO3) verarbeitet, um den Pflanzen als Dünger zu dienen.
Während die Nitrate für Garnelen oder Fische relativ unschädlich sind, ist Nitrit hochgiftig und führt sogar bei einer Konzentration von 1 Milligramm pro Liter Wasser zum Tode der Tiere. Zum Schluss ist auch die Wassertemperatur zu erwähnen, diese ist ebenfalls lebenswichtig und tagtäglich zu überprüfen.
Optimale Werte für Zwerggarnelen
Die meisten Zwerggarnelen sind relativ anspruchslos, aber eine bestimmte Grenze ist bei jedem Wert einzuhalten. Unsere Empfehlung gilt nicht für alle Garnelenarten ohne Ausnahme, sondern für die meisten Süßwassergarnelen. Näheres zu den „Wunschwerten“ einzelner Garnelenarten können Sie in den jeweiligen Beiträgen nachlesen.
Die Kleinen fühlen sich in der Regel bei folgenden Werten wohl:
- Gesamthärte 10-11°dH
- Karbonathärte 3-4 °KH
- pH-Werte 6,5-8
- Temperatur 20-22 °C
- Nitrit – 0
- Nitrat – bis 10 Milligramm pro Liter
Offensichtlich sind die Wirbellosen, genauso wie Fische, gegenüber dem Nitrit absolut intolerant. Sogar ein kurzfristiger Anstieg der Nitrit-Werte kann Garnelensterben verursachen, daher ist auf diesen Wert unbedingt streng zu achten. Geprüft werden die Werte mit speziell dafür entwickelten Tests, die Sie im Online-Handel erwerben können. Bewährt haben sich die sogenannten Tröpfchen-Tests. Günstig und einfach, dafür aber weniger genau sind die Streifen-Tests.
Werte prüfen und stabilisieren
Einfahren eines Beckens ist notwendig, damit sich alle Werte auf ein optimales Level einpendeln. Wenn das Becken nicht überbesetzt und auch nicht zu dicht bepflanzt ist, sorgt die biologische Filterung (die Nitrobacter-Bakterien) dafür, dass es zu keinem Nitrit-Peak kommt. Unter einem Nitrit-Peak ist dabei eine lebensgefährliche Konzentration von Nitrit zu verstehen, dieser ist kurz nach dem Start des Beckens fast unvermeidbar.
Stellen Sie aber fest, dass die Nitrit-Werte ansteigen, gilt es schnell zu handeln. Die beste Methode, die Werte zu stabilisieren, ist ein Wasserwechsel, wobei weit über die Hälfte des Volumens ausgetauscht wird. Aber nicht direkt aus dem Wasserhahn, sondern zunächst in einen Eimer einfüllen, Aufbereiter einrühren und einige Stunden stehen lassen, bis sich das Wasser auf Zimmertemperatur aufgewärmt hat.
Erfahrene Aquarianer legen dafür einen extra Wasservorrat an. Möglicherweise wird sogar ein mehrfacher Wasserwechsel erforderlich sein. Nur kurz gehen wir hier auf die an sich umfangreiche und komplexe Problematik der Einstellung von Wasserhärte ein. Um die Wasserhärte zu erhöhen, sind entweder Aufhärter im Handel zu beziehen oder zum Beispiel eine Sepiaschale im Becken zu platzieren. Um die Wasserhärte zu senken, ist weiches Osmose-Wasser oder destilliertes Wasser, am liebsten speziell für Aquarien, zu verwenden.
Zu weiches Wasser ist für die Krustentiere gefährlich, da sie ihren Chitin-Panzer nicht vollständig ausbilden können. Häutungsprobleme und früher Tod der Tiere können die Folge sein!
Füttern – eine Alltagsbeschäftigung
Zwar gehört das Füttern zum Alltag, muss aber nicht zwangsläufig jeden Tag erfolgen. Genauso wie die Fische, haben die Zwerggarnelen kein Problem damit, ein paar Tage zu fasten. Besser gesagt, sie fasten nicht wirklich, sondern weiden das Laub, den Bodengrund und die Pflanzen ab.
Tipp: Beim Füttern gilt es – weniger ist mehr. Insbesondere die Anfänger unter den Aquarianern neigen dazu, ihre Zöglinge zu überfüttern. Faulende Futterreste sind aber giftig und können zum „Umkippen“ des Aquariums führen. Ausführliche Informationen zur richtigen Fütterung der Zwerggarnelen entnehmen Sie bitte dem entsprechenden Beitrag in unserem Ratgeber.
Algen entfernen
Bei einem gut eingefahrenen Becken mit angemessenem Besatz kommt es im Normalfall zu keinem explosionsartigen Algenwachstum. Außerdem schmecken die Algen Ihren Garnelen gut und werden dementsprechend abgeweidet. Wenn sich die Algen trotzdem intensiv vermehren, so dass die Scheiben und eventuell auch die Blätter der Wasserpflanzen mit einer grünen Schicht bedeckt sind, ist dies ein eindeutiges Alarmsignal.
Etwas ist aus dem Gleichgewicht geraten, Ihr Handeln ist gefragt. Es gibt mehrere Methoden, um das Gleichgewicht wieder herzustellen, darunter ein häufiger Wasserwechsel, Reduzierung der Futtermengen und Beleuchtung. Am Markt sind außerdem chemische Antialgen-Mittel zu finden, die aber mit größtmöglicher Vorsicht zu verwenden sind. Leidet Ihr Becken unter übermäßigem Algenwachstum, müssen Sie die unerwünschten Mitbewohner tagtäglich manuell entfernen. Im Handel sind recht unterschiedliche – vom Aufbau und Preis her – Werkzeuge zu finden.
Ein Algenradierer oder Schaber an einem langen Stiel ist für diese Aufgabe meist ausreichend. Ein solches Werkzeug werden Sie ohnehin benötigen, denn unabhängig vom Algenwachstum müssen die Scheiben ab und an gereinigt werden.
Schnecken entfernen
Auch dies kann zu Ihrer täglichen Pflicht werden – überflüssige Schnecken, die den Filter verstopfen, sich auf alle Futterreste gierig stürzen und den Garnelen nichts übrig lassen, zu entfernen. Zwar sind tote Schnecken für die Zwerggarnelen ein Leckerbissen, was ist aber mit den lebendigen Exemplaren? Diese gehören leider entsorgt, am liebsten ohne Chemie und nicht mit Hand herausnehmen, sondern mit einem sogenannten Schneckenentferner. Grundsätzlich ist eine starke Vermehrung der Schnecken, genauso wie der Algen, ein Alarmzeichen – das Becken ist dabei, aus dem Gleichgewicht zu geraten. Wasser wechseln und weniger füttern kann Abhilfe leisten. Chemische Mittel sind zu vermeiden, denn diese können den empfindlichen Wirbellosen schaden.
Einmal pro Woche oder seltener
Bei der Aquarienpflege fallen neben den täglichen Aktivitäten auch weitere Tätigkeiten an. Diese sind teilweise zeit- und sogar kraftaufwendig, dafür aber wesentlich seltener fällig.
Mulm absaugen – so selten wie möglich, so oft wie nötig
Denken Sie, Mulm ist dieser Dreck, der sich auf dem Beckenboden im Laufe der Zeit sammelt? Jein. Mulm sammelt sich tatsächlich meist auf dem Bodengrund, setzt sich im Filter und manchmal auch auf den Pflanzen ab. Doch „bloß Dreck“ ist Mulm mit Sicherheit nicht. Diese Schicht besteht aus den toten Pflanzenteilen, dem Kot der Aquarienbewohner, Mineralien, aber auch aus Millionen Mikroorganismen. Pilze und mikroskopisch kleine Würmer, wie zum Beispiel Nematoden, außerdem Rädertierchen, Borstenwürmer oder Wimperntierchen sind ein fester Bestandteil von einer Mulmschicht.
Die eingespielte Mannschaft ist tagaus tagein damit beschäftigt, den Abfall zu zersetzen, ihn in ihre eigene Masse umwandeln, aber auch lebenswichtige Mineralien wie Calcium und Magnesium freizusetzen. Mehr noch, Mulm ist eine Nahrungsquelle von Garnelen, die sich von Detritus, aber auch von Mikrowürmern oder toten Tieren ernähren. Mulm ist somit eine Lebensgrundlage für die Aquarienbewohner und zwar für Tiere und Pflanzen gleichermaßen. Um die Lebensgrundlage den Garnelen nicht zu entziehen, darf Mulm nicht allzu oft abgesaugt werden. Glauben Sie nicht, dass Ihre Zöglinge Ihnen für ein „perfekt“ sauberes Becken danken werden, nein, ohne ihren gemütlichen Mulm werden die Tiere darben und verkümmern.
Heißt das, dass Sie den Mulm nie entfernen müssen?
Das wiederum auch nicht, nun erfordert diese Aufgabe etwas an Fingerspitzengefühl. Grundsätzlich kommt kaum ein Becken ohne Ihre Unterstützung und eine regelmäßige Reinigung aus. Wird die Mulmschicht immer dicker, sind in den Ecken kleine „Häufchen“ davon zu sehen, ist die Zeit gekommen, Mulm abzusaugen. Je nach Besatz kann diese Aufgabe einmal wöchentlich oder auch seltener fällig werden.
Im Online-Handel sind diverse Modelle von Mulm-Absaugern und Mulm-Glocken zu finden, die mit Unterdruck arbeiten. Die meisten sind einfach konstruiert und benötigen keinen Stromanschluss. Suchen Sie einen aus, der für Ihre Aquariengröße ausgelegt ist, bei dem der Schlauch nicht zu lange und das Einsaugrohr nicht zu breit ist. Somit gelingt Ihnen auch die Feinarbeit.
Hinweis: Jedes Mulmabsaugen ist eine zwar notwendige, aber trotzdem etwas grobe Einmischung in das Innenleben der Aquarienbewohner. Zum einen sind die zierlichen Krustentiere schnell gestresst, vermeiden Sie daher abrupte Bewegungen. Zum anderen ist der fast durchsichtige Garnelennachwuchs beim Absaugen leicht zu übersehen. Die Tierchen laufen nichtsahnend über den Bodengrund und werden mit dem Wasserstrom durch den Schlauch aus dem Becken hinaus befördert.
In der Regel überleben sie eigentlich dieses Abenteuer und landen, mit Mulm zusammen, in einem Eimer. Wird das Wasser dann in ein WC entleert, bedeutet dies das traurige Ende der jungen Süßwassergarnelen. Um den Tieren ein solches Schicksal zu ersparen, lassen Sie das Wasser mit Mulm in eine große, helle Schüssel laufen. Nachdem sich der aufgewirbelte Mulm wieder gesetzt hat, schauen Sie genau nach, ob ein paar zierliche Kreaturen unfreiwillig mitgekommen seien. Diese können Sie mit einem feinmaschigen Kescher zurück ins Becken umsetzen. Ist im Aquarium kein Nachwuchs vorhanden, geht das Mulmabsaugen zügiger vonstatten.
Tote Tiere entfernen – das Aquarium ist kein Friedhof
Die Zwerggarnelen sind Allesfresser und Kannibalismus ist unter ihnen weit verbreitet. Wenn eine Garnele stirbt, wird ihre Leiche schon bald zu einer Festtafel. Für uns Menschen sieht es befremdend aus, gehört aber zum Kreislauf und zur Selbstreinigung der Natur. Nun stellt sich die berechtigte Frage: Sollen die Leichen, die offensichtlich so lecker sind, liegen gelassen oder doch entfernt werden? Zwar gibt es unter den Garnelenhaltern unterschiedliche Meinungen, doch die meisten raten, die toten Tiere zeitnah aus dem Becken zu entfernen.
Dafür gibt es zwei gewichtige Gründe. Zum einen belasten die verwesenden Leichen das Wasser. Zum anderen, falls eine Garnele an einer Krankheit und nicht aufgrund des hohen Alters verendet ist, stecken sich ihre Kameradinnen beim „Totenschmaus“ an und dann sind ihre Tage gezählt. Die Exuvien, also alte Panzer, die nach jeder Häutung auf dem Boden oder den Pflanzen liegen bleiben, sind anders zu handhaben. Diese dienen als eine gesunde Nährstoff- und Mineralienquelle für die Zwerggarnelen und dürfen daher nicht entsorgt werden.
Wasserwechsel – ein Muss, aber nicht zu oft
Trotz der biologischen und mechanischen Filterung ist Wasserwechsel notwendig. Alle zehn Tage oder auch zwei Wochen – viel zu häufig soll dies nicht geschehen. Es sei denn, Sie haben Gleichgewichtsprobleme im Becken und die Wasserwerte sind nicht in Ordnung. Am besten kombinieren Sie den Wasserwechsel mit dem Mulmabsaugen, denn Mulm wird sowieso mit Wasser zusammen abgesaugt.
Wie viel Wasser ist jedes mal zu wechseln? Bei einem normal laufenden Becken – etwa ein Drittel, mehr nicht. Bei Problemen mit Nitrit dürfen und sogar müssen es mehr sein, sogar bis zu 90 Prozent. Eine entscheidende Rolle spielt dabei, mit welchem Wasser Sie das Becken auffüllen. Auch an dieser Stelle möchten wir wieder betonen: Kein Wasser direkt aus dem Wasserhahn, sondern ein auf Zimmertemperatur aufgewärmtes Wasser, eventuell versetzt mit einem Aufbereiter. Manche Aquarianer sind inzwischen dazu übergegangen, Regenwasser für ihre Becken zu verwenden. Ist das Wasser sauber, ist dagegen nicht viel einzuwenden. Zu beachten ist nur, dass das Regenwasser sehr weich ist und die Garnelen auf eine bestimmte Wasserhärte angewiesen sind.
Filter auswaschen – eher selten notwendig
Ob ein Hamburger Mattenfilter oder ein anderes Modell, ein Filter reinigt das Wasser nicht nur mechanisch, sondern auch biologisch. Bei der mechanischen Filterung werden die Futterreste und sonstiger Abfall aus dem Wasser abgesondert. Die biologische Filterung ist die Aufgabe von den Bakterien, die in den Filtermedien ansässig sind. Die fleißigen Bakterien entnehmen dem Abfall die wichtigen Nährstoffe, lösen chemische Reaktionen aus und erhalten dadurch summa summarum den Kreislauf im Becken aufrecht.
Im Klartext heißt es, dass die Ablagerungen auf der Filterwatte oder einem anderen Filtermedium nicht nur Dreck, sondern auch, genauso wie der Mulm, ein lebendiges und lebensförderndes Milieu darstellen. Daher gilt es, den Filter allgemein erst dann auswaschen, wenn dieser verstopft ist und kein Wasser mehr durchfließt. Sieht manchmal unästhetisch aus, ist aber für die Garnelen völlig in Ordnung.