Garnelen vergesellschaften – Mit Kreuzungstabelle für Garnelenarten
|Nicht selten fängt die Leidenschaft mit ein paar grazilen Zwerggarnelen an. In einem Artbecken, also in einem Becken, in dem nur eine Tierart gehalten wird, faszinieren sie mit dem fließenden Wechsel zwischen Schreiten und Schwimmen und natürlicher Eleganz. Manchmal fängt die Leidenschaft aber mit ein paar anspruchsvollen Fächergarnelen oder mit einer aparten Großarmgarnele an. In unserer Kreuzungstabelle für Garnelenarten sehen Sie direkt wie Garnelen vergesellschaftet werden könnnen.
Irgendwann stellt sich aber eine Frage: Wie wäre es mit einem bunten Mix, mit einem natürlichen Biotop, in dem zahlreiche Fische und Wirbellosen miteinander koexistieren, voneinander profitieren und einander ergänzen? Wie wäre es, kurz gesagt, mit einem Gesellschaftsbecken?
Grundsätzlich ist gegen die Vergesellschaftung von Garnelen nichts einzuwenden, doch es versteht sich von selbst, dass nicht alles geht. Durch das angeborene Verhalten der Tiere sind der Vergesellschaftung teilweise ziemlich enge Grenzen gesetzt. Aber auch weitere Faktoren, wie zum Beispiel die Beckengröße oder die Bepflanzung spielen dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle.
In diesem Beitrag gehen wir alle Modelle der Vergesellschaftung durch, dabei setzen wir den Schwerpunkt auf die Zwerggarnelen, weisen aber auch auf die Besonderheiten von Großarm- und Fächergarnelen hin. Ein Extra-Abschnitt ist der möglichen Kreuzung von diversen Zwerggarnelen-Arten unter einander gewidmet mit einem Ausblick auf die mögliche Zucht von diesen liebenswerten Geschöpfen.
Inhaltsverzeichnis
Garnelen und Fische
Ein Becken, in dem Wirbellose und Fische friedlich nebeneinander leben, sieht natürlich und daher auch schön aus. In der freien Wildbahn teilen ja die Süßwassergarnelen ihr Habitat mit anderen Tieren, nicht zuletzt mit Fischen. Doch welche Rolle spielen die Garnelen in einem Biotop?
Das hängt freilich von der Garnelenart ab. Die Großarmgarnelen sind von Hause aus Jäger, kleinere und manchmal sogar mittelgroße Fische stehen fest auf ihrem Speiseplan und werden als Futter angesehen. Bei der Jagd beweisen sich die Großarmgarnelen als unerwartet flink und erwischen nach und nach alle Guppys, Welse und sogar Buntbarsche.
Fazit: Von der Vergesellschaftung der Großarmgarnelen mit Fischen ist dringend abzuraten. Am liebsten ist die Einzelhaltung, denn sogar bei Paarhaltung wurden bereits Fälle von Kannibalismus beobachtet. Die friedlichen Fächergarnelen lassen sich indes dagegen ohne allzu große Schwierigkeiten mit kleineren Fischen vergesellschaften, am besten mit Pflanzenfressern. Bei den Fächergarnelen sind aber unbedingt ihre recht hohen Ansprüche an die Wasserwerte zu beachten, außerdem benötigen diese Krustentiere eine merkliche Strömung im Becken, um sich wohl zu fühlen.
Die Vergesellschaftung von Zwerggarnelen mit Fischen gelingt nicht unproblematisch, denn das Verhältnis zwischen diesen Tieren ist getrübt: Die Garnelen sind nämlich für viele Fische ein leckeres Lebendfutter. Sogar kleinere Fische können für die feinen Kreaturen ziemlich lästig werden, fleischfressende Fische zupfen gerne an den Antennen und Schreitbeinen sowie verspeisen den Nachwuchs. Besonders schwierig wird die Situation in einem spärlich bepflanzten, kleinen Becken, in dem die Garnelen keine Rückzugsmöglichkeiten haben. Aber sogar in einem großen Becken kann es passieren, dass die Zwerggarnelen keinen Nachwuchs mehr bekommen bzw. dieser bereits in den ersten Wochen dezimiert oder gar vernichtet wird.
Folgendes ist beim Zusammenhalten von Fischen und Garnelen zu beachten:
- Becken ab 100 Liter Volumen, damit alle Tiere Platz haben,
- Weniger ist mehr: Fischbesatz auf ein Minimum reduzieren, die Garnelen dürfen gerne in der Überzahl sein,
- Dicht bepflanzen, mit Verstecken und Falllaub ausstatten, damit die Zwerggarnelen mehrere Rückzugsmöglichkeiten haben,
- Sehr wahrscheinlich werden sich die Garnelen nicht vermehren können, denn ihre Larven dienen den allesfressenden Fischen, und das sind nun mal die meisten der Aquarienfische, als Nahrung,
- Auf die Bedürfnisse von Garnelen achten: Keine Schwermetalle im Wasser, eine garnelentaugliche Filteranlage, kein zu warmes Wasser, an Algenbälle (Mooskugeln) und Moose denken,
- Vorwiegend mit Pflanzenfressern wie mehrere Welsarten und in jedem Fall mit kleineren Fischen wie zum Beispiel Zahnkärpflinge vergesellschaften,
- Darauf achten, dass alle Tierarten in einem Becken vergleichbare Ansprüche an die Wasserwerte und Temperatur haben.
Ein Gesellschaftsaquarium, in dem Zwerggarnelen und Fische zusammen leben, ist somit möglich. Die Einrichtung erfordert einiges an Fingerspitzengefühl und muss minutiös geplant werden.
Garnelen und Krebse
Genauso wie bei der Vergesellschaftung mit Fischen, ist auch ein Gesellschaftsbecken, in dem Krebstiere miteinander koexistieren, nur unter Berücksichtigung von mehreren Parametern möglich. Fangen wir wieder mit den Großarmgarnelen an. Leider zeigen sich diese Tiere auch in diesem Fall als eher nicht „gesellschaftsfähig“.
Die Erfahrung von mehreren Aquarianern beweist: Werden Krebse und Großarmgarnelen zusammen gehalten, kommt es zu Revierkämpfen und zum Überlebenskampf. Als Verlierer gehen aus diesen Auseinandersetzungen in der Regel die Krebse hervor, wobei sich sogar die größeren Arten nicht gegen die Großarmgarnelen bewähren können. Leider gelingt auch eine Vergesellschaftung von Fächergarnelen mit Krebsen kaum, denn in diesem Fall werden die Letzteren von den Flusskrebsen als Beute betrachtet. Insbesondere bei der Häutung, wenn eine Garnele etwas abgeschwächt ist, kommt es nicht selten zu einem Angriff.
Die Zwerggarnelen lassen sich dagegen mit Krebsen vergesellschaften, interessanterweise nach Meinung von vielen Aquarienprofis vorzugsweise mit größeren Arten. Von den kleineren Flusskrebsen werden die Miniatur-Geschöpfe nämlich häufiger bedrängt oder auch – nicht zuletzt während der Häutung – verletzt und sogar verspeist. In einem Becken mit größeren Krebsen dagegen übernehmen die Zwerggarnelen die Rolle von Resteverwertern. Summa summarum ist das Zusammenhalten von Garnelen und Krebsen nicht ganz einfach und gelingt nur in manchen Fällen.
Bei der Vergesellschaftung von Garnelen und Krebsen ist zu beachten:
- Großarm- und Fächergarnelen dürfen mit Krebsen nicht in einem Becken gehalten werden,
- Zwerggarnelen können in einem Gesellschaftsbecken mit größeren Krebsarten gehalten werden,
- Becken ab 100 Liter Fassungsvermögen ist zu empfehlen,
- Dichte Bepflanzung, Falllaub und weitere Versteckmöglichkeiten für die Tiere sind ein Muss,
- Schwermetalle im Wasser bedeuten einen sicheren Tod der Wirbellosen,
- Alle Tiere sollen sich bei den gleichen Wasserwerten und Temperaturen wohl fühlen.
Garnelen und Schnecken vergesellschaften?
Das Zusammenleben von Süßwassergarnelen und Schnecken gestaltet sich in der Regel unproblematisch, eine Ausnahme bilden hiermit – wen wundert’s – die räuberischen Großarmgarnelen. Auf dem Speiseplan von diesen Garnelen stehen diverse Schneckenarten, so dass das Becken mit einer Großarmgarnele schon bald schneckenfrei sein wird. Für die Fächergarnelen sind Schnecken dagegen als Futter uninteressant, daher klappt die Vergesellschaftung recht gut.
Die Zwerggarnelen laben sich an einer toten Schnecke, auch der winzige Schneckennachwuchs kommt für sie als Beute infrage. Die Schnecken zeichnen sich durch ihre vermehrungsfreudige Art aus, so dass sich der Bestand von Garnelen und Schnecken bei optimalen Bedingungen im Becken bald stabilisiert. Indes besteht zwischen diesen Wirbellosen eine gewisse Nahrungskonkurrenz, die aber bei einem gut eingefahrenen Aquarium kaum zu Buche schlägt.
Falls sich allerdings die Schnecken explosionsartig vermehren, liegt offensichtlich eine Dysbalance vor, so dass Sie zügig handeln müssen. Genauere Informationen zur Pflege von einem Garnelen-Becken entnehmen Sie bitte unserem Beitrag zu diesem Thema.
Garnelen und Pflanzen
Eine Vergesellschaftung mit Pflanzen stellt bei keiner Garnelenart ein Problem dar. Weder die Großarmgarnelen, noch Fächergarnelen, noch die filigranen Zwerggarnelen rücken den Pflanzen zu Leibe. Insbesondere für die Zwerggarnelen sind Aquarienpflanzen ein beliebter Aufenthaltsort und eine Versteckmöglichkeit. Darüber hinaus werden die Pflanzen abgeweidet und der Algen- und Bakterienaufwuchs somit schonend und auf eine natürliche Art und Weise entfernt.
In unserem Ratgeber finden Sie einen umfangreichen Artikel zum Thema „Garnelen-Becken bepflanzen“, in dem wir erklären, welche Gewächse sich am besten für ein solches Aquarium eignen. Kurz zusammengefasst, dürfen in einem artgerechten Garnelen-Aquarium keine Moose fehlen, außerdem gehören die sogenannten Mooskugeln und feinfiedrige Aquarienpflanzen wie zum Beispiel die Wasserpest zu einer gelungenen Begrünung. Als ohne Einschränkung für Garnelen-Becken geeignet erweisen sich unter anderem die günstigen In-Vitro-Pflanzen.
Garnelen und Garnelen
Dieses Gefühl kennt bestimmt jeder Aquarianer, der seine Liebe zu den Krustentieren entdeckt hat: Ich will sie alle haben. Das Angebot im Zoohandel ist inzwischen recht groß, es kommen jährlich weitere Arten dazu, sei es die farbenprächtigen Shadow Bees oder eine weitere Varietät von Crystal Red. Warum also nicht mehrere Garnelenarten im gleichen Becken halten und Tag für Tag das kunterbunte Treiben bewundern? In der Tat, warum auch nicht, denn die friedfertigen unter den Süßwassergarnelen lassen sich miteinander ohne Weiteres vergesellschaften.
Die Großarmgarnelen bilden auch in dieser Hinsicht eine Ausnahme, denn sie betrachten die anderen Garnelen, übrigens auch ihre Artgenossen, entweder als Konkurrenten oder – noch häufiger – als Futter.
Die Fächergarnelen gehören dagegen zu den friedlichen Tieren, das einzige Hindernis stellen ihre besonderen Ansprüche an die Wasserqualität dar. Sind diese erfüllt, spricht nichts dagegen, die Fächergarnelen mit Zwerggarnelen zu vergesellschaften.
Selbstverständlich ist es an und für sich unproblematisch, mehrere Arten und Varietäten von Zwerggarnelen im gleichen Becken zu halten, zumal sie sich häufig mit den gleichen Wasserwerten zufrieden geben. Hat eine Garnelenart, wie zum Beispiel die kleinen und wärmeliebenden Sulawesi-Garnelen, abweichende „Vorstellungen“ vom Komfort, ist freilich beim Vergesellschaften Nach- und Vorsicht geboten.
Beim Zusammenhalten von mehreren Zwerggarnelen-Arten ist in der Regel davon auszugehen, dass sich die Tiere unter einander kreuzen. Für einen Züchter kann dieser Umstand zum einen ärgerlich sein, da die Nachkommen nicht die gewünschten Eigenschaften erben, zum anderen sich aber auch als vorteilhaft erweisen, wenn unerwartete und dazu noch optisch effektvolle Farbschläge entstehen. So sind möglicherweise die Varietäten Yellow Fire oder zum Beispiel Blue Pearl ein Ergebnis von Genmutation infolge von zufälligen Kreuzungen. Freilich ist auch nicht unwahrscheinlich, dass diese neuen, beliebten Arten infolge von gezielter Zucht entstanden sind. Oft läuft die Zucht übrigens „Hand in Hand“ mit zufälligen Mutationen, die beim Formen der neuen Arten für immer weitere Impulse sorgen.
Hinweis: Ein nicht zu unterschätzendes Problem beim Vergesellschaften von Zwerggarnelen mit ihren Artgenossen ist eine Dominanz von manchen Arten. Genau ist der Mechanismus nicht ganz geklärt, doch nicht wenige Aquarianer berichten, dass nach einigen Monaten oft nur eine, dominante Art überlebt und sich fortpflanzt. Die anderen bekommen keinen Nachwuchs und sterben nach und nach aus. Je größer das Becken, desto wahrscheinlicher ist es aber, dass sich gleich mehrere Arten etablieren können.
Wir möchten Ihnen an dieser Stelle eine Tabelle präsentieren, die Ihnen beim Vergesellschaften von Zwerggarnelen hilft. Aus der Tabelle entnehmen Sie, welche Arten sich miteinander kreuzen und welche neben einander leben, ohne „Mischehen“ zu schließen.
Kreuzungstabelle Garnelenarten
Red Fire | Sakura | Yellow Fire | Shadow Bees | Blue Pearl | Hummelgarnele | Tigergarnele | Amanogarnele | |
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Red Fire | ||||||||
Sakura | ||||||||
Yellow Fire | ||||||||
Shadow Bees | ||||||||
Blue Pearl | ||||||||
Hummelgarnele | ||||||||
Tigergarnele | ||||||||
Amanogarnele |
Anmerkung: Grüner Hacken – kreuzen sich; Rotes Kreuz – kreuzen sich nicht
Hinweis: Bei dieser Tabelle handelt es sich um Erfahrungswerte. Haben Sie andere Erfahrungen gemacht? Melden Sie sich, wir freuen uns über Verbesserungsvorschläge!
Für eine erfolgreiche Vergesellschaftung von Garnelen mit anderen Garnelen gelten ähnliche Voraussetzungen, wie auch für andere erfolgreiche Gesellschaftsbecken mit Wirbellosen:
- Größere Becken sind vom Vorteil,
- Eine dichte Bepflanzung bietet Rückzugsmöglichkeiten,
- Die Filteranlage soll garnelenkompatibel sein,
- Nur friedfertige Arten zusammen halten,
- Acht auf die Ansprüche der Tiere hinsichtlich der Wasserwerte und Temperaturen geben. So sind z.B. die Sulawesi-Garnelen nicht mit Garnelen aus dem Fernost zu vergesellschaften.
Garnelen & ihre Freunde – lohnt sich ein Gesellschaftsbecken?
Diese Frage ist betont provokativ formuliert. Entscheiden Sie selbst, ob sich für Sie ein Gesellschaftsaquarium mit Garnelen und anderen Tieren lohnt. Wenn Sie unsere Tipps zu Herzen nehmen, hat Ihr Projekt gute Aussichten auf Erfolg. Es kann ein optisch ansprechendes Becken werden, in dem sich alle Tiere und Pflanzen wohl fühlen und miteinander im Einklang leben. Ein Gesellschaftsbecken ist freilich als ein Zuchtbecken ungeeignet, dafür aber als ein Labor für zukunftsweisende Experimente mit der Kreuzung von verschiedenen Arten.
Falls Sie indes Garnelen mit Fischen oder Krebsen zusammen halten möchten, verzichten Sie somit auf den Nachwuchs der Garnelen und müssen diese Tiere ab und an nachkaufen, denn mehr als zwei Jahre lebt kaum eine Süßwassergarnele. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg mit Ihrem Hobby und werden uns über Rückmeldungen und Berichte freuen. Ihr Bachflohkrebse-Team.