Welse im Aquarium richtig füttern – wir zeigen wie´s geht

Es gibt kaum ein Becken, in den nicht mindestens ein Wels zu finden wäre. Diese zurückhaltenden Aquarienbewohner sind nicht immer auf den ersten Blick zu sehen. Manchmal entdecken Sie einen davon, der sich an der Glasscheibe festgesaugt hat und dort regungslos verharrt. Ab und an schießt ein schlanker Antennenwels durch das Becken, um eine Futtertablette zu holen. Zur Fütterungszeit verlässt auch ein Liniendornwels sein Versteck und sucht, groß und etwas ungelenk, den Boden nach Nahrung ab. Die meiste Zeit bleiben die Welse indes unsichtbar.

Rotflossen Antennenwels (Phractocephalus hemioliopterus)

Rotflossen Antennenwels

In diesem Beitrag geht es aber nicht generell um Verhaltensweisen und Besonderheiten von Welsen, sondern um die Fressgewohnheiten und die sich daraus ergebenden Empfehlungen hinsichtlich der Fütterung von diesen Fischen im Aquarium. Daher widmen wir uns zuerst dem natürlichen Fressverhalten von Welsen, um darauf basierend, Ratschläge und Tipps zur richtigen Fütterung zu formulieren.

Welse in der Natur – weltweit verbreitet

Die Fische, die unter dem Namen Welse unsere heimischen Becken bewohnen, gehören zur Ordnung Siluriformes (Welsartige). Diese Ordnung umfasst weit mehr als 3.000 Arten, die auf allen Kontinenten zu finden sind. Somit sind die Welse, die als Zierfische gehalten werden, zwar alle miteinander verwandt, doch handelt es sich nicht unbedingt um enge Verwandte.

Alle Welsartigen haben eine Gemeinsamkeit: Sie halten sich mit Vorliebe auf dem Bodengrund auf! Dort suchen sie nach Nahrung, dort, zwischen den Steinen oder Wurzeln, verstecken sie sich. Ihr Körper hat sich im Laufe der Evolution an diese Eigenart angepasst: Zum einen ist der Bauch der Welse abgeflacht, damit sie auf dem Grund liegen bleiben können, zum anderen hat sich ihr Maul nach unten verschoben. Die Welse besitzen somit ein unterständiges Maul mit einem Oberkiefer in Überlänge und verkürztem Unterkiefer. Das Maul eines Welses, ergänzt durch die Barteln rund herum, ist ein perfektes Werkzeug, um den Bodengrund nach Fressbarem abzusuchen und zu buddeln.

Die Welse sind somit Nahrungsspezialisten: Sie fressen fast ausschließlich vom Bodengrund oder anderen Flächen (Steine, auch Pflanzenblätter). Es ist zwar für einen Welsen nicht unmöglich, zur Wasseroberfläche hoch zu schwimmen, um dort einen Futterbrocken zu holen, doch üblich ist dieses Verhalten nicht. Eigentlich wird sich nur ein ausgehungerter Wels auf ein solches Abenteuer einlassen. In der Regel warten die Tiere, bis das Futter den Boden erreicht, um es dort zu holen.

Das Maul der sogenannten Saugwelse – allesamt Vertreter der Familie Loricariidae – verfügt über eine weitere Besonderheit: Es wirkt wie ein Saugnapf. Die Tiere lassen im Maul Unterdruck entstehen und können ihre Nahrung vom Boden aufsaugen. Außerdem sind diese Fische imstande, sich mit dem Maul an den senkrechten Flächen festzuhalten und diese mit ihren löffelartigen Zähnen abzuschaben. Der Bakterien- und Algenaufwuchs dient den Welsen als Nahrung.

Was schmeckt den Welsen?

Wie bereits oben angedeutet, fressen die Welse unter anderem den Aufwuchs auf den Steinen oder – im Aquarium – Beckenwänden. Der Aufwuchs liefert den Welsen sowohl pflanzliche, als auch tierische Proteine, denn diese Schicht besteht aus Bakterien, Algen sowie diversen kleinen Krebschen und sonstigen Mikroorganismen. Auch Larven und Insekteneier stehen auf dem Speiseplan der Welse. Letztlich alles, was im Mulm und im Aufwuchs zu finden ist, wird von den Welsen verwertet. Diese Fische sind keine Räuber, obwohl sie durchaus imstande sind, eine fliehende Mückenlarve zu verfolgen. Für die Brut der anderen Fische sind die Welse, auch die größeren Exemplare, daher in der Regel keine Gefahr.

Die meisten Welse sind omnivor, das heißt, in ihrem ziemlich langen Darm können sie pflanzliche und tierische Kost verwerten. Während die Corydoras sich mit Vorliebe vom Futter tierischen Ursprungs ernähren, sind die Welse der Gattung Loricariidae, die Harnischwelse, vorwiegend herbivor.

Interessant: Manche Harnischwelse, vor allem die Welse aus der Gattung Panaque und Cochliodon, finden Holz ziemlich lecker. Dabei wird nicht nur der Aufwuchs sorgfältig abgeschabt, sondern auch tatsächlich das Holz selbst gefressen. Es wird vermutet, dass im Darm dieser Welse die für die meisten Lebewesen unverdaulichen Biopolymere Lignine, die einen Großteil der Holzmasse ausmachen, gespalten werden können. Doch das Gros der gefressenen Zellulose dient vermutlich nur dazu, die Verdauung zu fördern. Außerdem wird wohl das Holz teilweise zufällig, beim Abschaben von Bakterien- und Algenaufwuchs, gefressen, um später wieder ausgeschieden zu werden.

Harnischwelse und Pflanzen

Anubias Nana geeignet für Aquarien mit Welsen

Anubias Nana geeignet für Aquarien mit Welsen

Wer einen der L-Welse (also einen Harnischwels) im Becken pflegt, soll wissen, dass diese Fische nur bedingt mit Wasserpflanzen „kompatibel“ sind. Zum einen buddeln viele Welse für ihr Leben gerne und können die Wurzeln der Pflanzen beschädigen oder auch die noch nicht fest verwurzelten Gewächse ausgraben. Das wird selten absichtlich getan, sondern ist ein – leider unerwünschter – Nebeneffekt des natürlichen Fressverhaltens der Fische.

Zum anderen betrachten die Harnischwelse zahlreiche Pflanzenarten als eine Nahrungsquelle und runden damit ihre Mahlzeiten ab. Für einen Aquarianer ist ein solches Verhalten nicht ganz unproblematisch, denn ein kahles Becken ist nicht unbedingt jedermanns Geschmack.

Mit diesem drei Tipps können Sie der Lage Herr werden:

  1. Vor allem klein bleibende Harnischwelse pflegen. Dazu zählen zum Beispiel die Ohrgitter-Harnischwelse (Otocinclus affinis) oder Brauner Antennenwels (Ancistrus spet.);
  2. Welse ausreichend mit Futter versorgen. In folgenden Abschnitt gehen wir ausführlich auf die Fütterung von Welsen ein;
  3. Wasserpflanzen auswählen, die den Harnischwelsen nicht sonderlich gut schmecken. Dazu gehören erfahrungsgemäß Pflanzen aus den Gattungen Anubias (Speerblätter) und Cryptocoryne (Wasserkelche). Diese Gewächse enthalten offensichtlich eine Menge Bitterstoffe, welche die Welse abschrecken. Selbstverständlich rücken die Welse den Schwimmpflanzen ebenfalls nicht zu Leibe.

Welse im Aquarium füttern

Abgemagerte und ausgehungerte Welse, die sich auf der Suche nach Nahrung sogar in die mittleren Wasserschichten und bis zur Oberfläche wagen, sind die Folge von einem weit verbreiteten Irrtum. Von dem Irrtum nämlich, dass die Welse lediglich als Resteverwerter und Algenfresser gehalten werden dürfen. Nein, die Ausbeute an Bakterien- und Aufwuchs, die die Welse auch in einem größeren Becken vorfinden, reicht ihnen nicht aus. Diese Fische müssen unbedingt gefüttert werden! Wir erklären Punkt für Punkt, wie Sie Ihre Welse richtig mit Futter versorgen:

  1. Alle Welse brauchen Sinkfutter. Für die Welse werden mehrere Arten von Futtertabs hergestellt, die im Becken recht zügig zu Boden sinken und somit den Fischen zugute kommen. Die Tabs lösen sich im Wasser nur sehr langsam auf und werden von den Welsen abgeschabt, was ihrem natürlichen Fressverhalten entspricht.
  2. Während für die Panzerwelse ein Futter zu empfehlen ist, das pflanzliche und tierische Proteine in gleichen Anteilen enthält, so benötigen die Harnischwelse ein Futter, das vorwiegend aus pflanzlichen Stoffen besteht. Es wäre indes ein Fehler zu glauben, dass die Harnischwelse keine tierische Kost zu sich nehmen. Tierische Proteine sind sättigend und lecker, dürfen aber in der Zusammensetzung des Futtermittels nicht dominieren.
  3. Holzfressende Harnischwelse brauchen unbedingt Wurzeln oder auch frisches Holz mit Rinde. Es versteht sich von selbst, dass das Holz vor dem Einsatz im Becken gründlich gewaschen und gewässert werden sollte, damit es zu Boden sinkt.
  4. Laub darf in einem Becken mit den Welsen ebenfalls nicht fehlen, vor allem wegen dem Aufwuchs, dass sich auf den trockenen Blättern bildet. Geeignet ist Falllaub, das fernab von Straßen und Fabriken gesammelt wurde.
  5. Besonders den Harnischwelsen können Sie gerne Leckeres aus der Küche anbieten. Vorsicht: Nur Lebensmittel ohne Schadstoffe und Reste von chemischen Düngermitteln verwenden. Alle Welse reagieren auf diese Substanzen höchst empfindlich und können im schlimmsten Falle verenden. Unter anderem schmecken den Welsen gekochte Kartoffeln, Gurken, Erbsen oder auch Blattsalat. Berücksichtigen Sie bitte, dass Sie nur in geringen Mengen diese Lebensmittel zufüttern, denn deren Zersetzungsprozesse wirken sich äußerst negativ auf die Wasserqualität aus.
  6. Omnivore Welse profitieren von der Zufütterung mit Kleinlebewesen, ob als Lebend- oder Trockenfutter. Bewährt haben sich die Artemia und ihre Nauplien, Mückenlarven, Mysis, Tubifex und Enchyträen. Bei den letzteren ist es Vorsicht geboten, denn Enchyträen sind eine fetthaltige Kost. Die Welse werden voraussichtlich das Lebendfutter nicht durch alle Wasserschichten verfolgen, sondern diejenige Kleinlebewesen fressen, die sich in Bodennähe verirrt haben. Bei Kleinlebewesen handelt es sich nur um Zusatzfutter, als Alleinfutter sind die Tierchen viel zu nahrhaft.
  7. Als Aufzuchtfutter für die Welsbrut eignen sich dekapsulierte Artemiaeier oder Bosmiden. Für herbivore Welse sind kleine Futtertabs mit Spirulina eine gute Lösung.
  8. Gefüttert wird zwei bis dreimal täglich, nur soviel, was die Fische innerhalb von 5 Minuten verspeisen können.

Unsere Futter-Empfehlungen für Welse

Am Markt sind heute mehrere Sorten Futter für gründelnde Fische zu finden. Wir möchten Ihnen einige davon näher vorstellen:

  • Tetra Pleco Multi Wafers sind Futtertabs, die für die herbivoren Harnischwelse konzipiert sind und ausschließlich pflanzliche Proteine enthalten. Das Futter mit Algenkonzentrat sorgt für eine naturnahe Ernährung der Welse.
  • Tetra Wafer Mix ist für herbivore Welse und auch für Krustentiere geeignet. Die Tabs enthalten tierische und pflanzliche Proteine, sie sind formstabil und können von den Tieren abgeschabt werden.
  • Sera Wels-Chips sind eine artgerechte Nahrung für die Harnischwelse. Diese Tabs bestehen zum größten Teil aus pflanzlichen Stoffen, enthalten aber in Form von Fischmehl auch wertvolle aquatische Proteine.
  • Sera Vipachips sind eine geeignete Nahrung für Panzerwelse – Corydoras. Diese Tabs enthalten tierische Proteine in Form von Fischmehl, Krill und Eiprotein. Die pflanzlichen Proteine sind Weizenmehl, Weizenkeime sowie zahlreiche Kräuter wie Brennessen oder Petersilie vertreten. Diverse Algen, darunter auch nahrhafte Spirulina, runden das Futterkonzept ab.
  • Söll Organix Shrimp Sticks sind vorwiegend für karnivore und omnivore Welse konzipiert. Das vielseitige Futter ist nicht nur für Welse, sondern auch für Krebse oder auch Frösche geeignet. Das Besondere an diesem Futter ist die Auszeichnung mit dem MSC-Siegel für die nachhaltige Fischerei.

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